Woher kommt unser Geld?

Daria Heisiph
Content Managerin
Finanzwissen
13.5.2025
5.17.2025
5 Minuten

Geld ist allgegenwärtig. Wir zahlen mit Karte, überweisen per App, nutzen Online-Banking – aber nur die wenigsten wissen, woher unser Geld eigentlich kommt. Wer erschafft es? Wer entscheidet, wie viel davon existiert? Und was hat das alles mit Schulden zu tun?

In diesem Artikel erklären wir auf einfache Weise, wie unser modernes Geldsystem funktioniert, was es mit der sogenannten Geldschöpfung auf sich hat – und warum es sich lohnt, dieses Wissen zu haben.

Geld ist kein Schatz – es ist eine Vereinbarung

Wenn wir heute von „Geld“ sprechen, meinen wir meist das, was wir auf unserem Konto sehen oder in bar bei uns tragen. Doch Geld ist mehr als nur Münzen und Scheine – es ist in erster Linie ein Versprechen. Ein Versprechen, das vom Vertrauen lebt: Wir glauben daran, dass wir für Geld etwas kaufen können, weil auch andere daran glauben.

Früher war Geld oft durch Gold gedeckt. Heute ist das nicht mehr so. Unser modernes Geld ist sogenanntes „Fiatgeld“ – es hat keinen inneren Wert, sondern wird durch staatliche Autorität und das Vertrauen der Menschen gedeckt.

Die Rolle der Zentralbank: Nur ein Teil der Geldschöpfung

Viele glauben, die Zentralbank – in Europa die Europäische Zentralbank (EZB) – würde unser gesamtes Geld schaffen. Tatsächlich stimmt das nur teilweise. Die Zentralbank bringt das sogenannte Zentralbankgeld in Umlauf: Bargeld (Münzen und Scheine) sowie digitales Geld, das Geschäftsbanken bei der Zentralbank halten.

Doch der Großteil des Geldes, das wir täglich nutzen – das Buchgeld auf unserem Girokonto – wird nicht von der Zentralbank geschaffen. Sondern von den Geschäftsbanken.

Geldschöpfung durch Geschäftsbanken: So entsteht Buchgeld

Wenn du bei einer Bank einen Kredit aufnimmst – etwa für ein neues Auto oder eine Wohnung –, überweist dir die Bank den Betrag auf dein Konto. Dieses Geld hat sie aber nicht unbedingt vorher eingesammelt. Sie schafft es in dem Moment, in dem sie dir den Kredit gewährt. Es entsteht „aus dem Nichts“.

Das bedeutet: Neue Kredite erzeugen neues Geld. Banken benötigen dafür zwar einen bestimmten Mindestreservesatz (einen Bruchteil des Betrags bei der Zentralbank als Sicherheit), aber im Prinzip ist Geld heute kein begrenzter Schatz mehr, der erst ausgegraben oder erwirtschaftet werden muss. Es wird durch Buchungsvorgänge erzeugt – als Schulden.

Das klingt erstmal seltsam, macht aber Sinn in einem System, in dem Geld der Treibstoff der Wirtschaft ist. Solange Vertrauen besteht und die Kredite zurückgezahlt werden, funktioniert dieses System.

Schulden sind der Motor unseres Geldsystems

Weil Geld durch Kreditvergabe entsteht, basiert unser ganzes Finanzsystem auf Schulden. Für jedes Guthaben gibt es irgendwo einen Schuldner. Ohne Schulden kein Geld. Das ist kein Fehler im System – es ist das System.

Diese Konstruktion bringt Vorteile: Unternehmen können investieren, Konsumenten können sich Wünsche erfüllen, die Wirtschaft wächst. Doch sie hat auch Risiken: Wenn zu viele Kredite ausfallen oder das Vertrauen schwindet, kann es schnell zu einer Finanzkrise kommen – wie 2008.

Vertrauen ist die wichtigste Währung

Dass unser Geldsystem funktioniert, liegt am Vertrauen. Vertrauen in die Stabilität des Staates, der Zentralbank, der Banken und des gesamten Systems. Dieses Vertrauen ist entscheidend – und kann auch schwinden, etwa bei hoher Inflation oder politischen Krisen.

Deshalb sind Zentralbanken und Regierungen bemüht, das Vertrauen in die Währung zu stärken – durch stabile Geldpolitik, klare Regeln für Banken und transparente Kommunikation.

Was bedeutet das für dich?

Wenn du Geld auf deinem Konto hast, bedeutet das: Jemand anders hat Schulden. Wenn du einen Kredit aufnimmst, erzeugst du damit neues Geld im System. Und wenn du investierst oder sparst, bewegst du dich in einem System, das auf Vertrauen, Regeln und Erwartungen basiert.

Das zu verstehen, hilft dir, bessere finanzielle Entscheidungen zu treffen. Es zeigt auch, warum wirtschaftliche Bildung so wichtig ist: Wer versteht, wie Geld entsteht, durchblickt besser, wie Wirtschaft und Finanzen funktionieren.

Fazit: Geld ist eine soziale Technologie

Unser Geldsystem ist kein Naturgesetz, sondern eine menschliche Erfindung – eine soziale Technologie, die auf Vertrauen, Regeln und Interaktion basiert. Es ist nicht perfekt, aber es hat sich bewährt. Und wer es versteht, hat einen klaren Vorteil: beim Investieren, Sparen – und im Alltag.

Geld entsteht heute vor allem durch Kreditvergabe – also durch Schulden. Nicht der Staat oder die Zentralbank allein, sondern vor allem Geschäftsbanken erzeugen neues Geld, wenn sie Kredite vergeben. Dieses System bringt Chancen, aber auch Herausforderungen mit sich – und es lohnt sich, es besser zu verstehen.

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